Mentale Gesundheit & Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen - MoonWalker Verlag

Mentale Gesundheit & Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen

Von Juliane Lohse (Psychologiepraktikantin)

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist ein Thema, das in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus gerückt ist – nicht zuletzt aufgrund der COVID-19-Pandemie, die die mentalen Belastungen vieler junger Menschen weltweit verstärkt hat. Zahlreiche Studien (Reiß et al., 2023, Otto et al., 2021), wie u.a. die COPSY-Studie zeigen, dass psychische Auffälligkeiten wie emotionale Störungen, Unaufmerksamkeit und Probleme im sozialen Umgang mit Gleichaltrigen seit der Pandemie signifikant zugenommen haben. Diese Entwicklungen werfen die Frage auf, wie wir der psychischen Gesundheit von Schüler:innen langfristig gerecht werden können, denn trotz der fortschreitenden Jahre nach der Pandemie sind keine ausreichenden Rückgänge in diesen psychischen Auffälligkeiten zu verzeichnen (Reiß et al., 2023).

Die Notwendigkeit der Prävention und Gesundheitsförderung

Die steigenden psychischen Belastungen, die insbesondere durch die Pandemie, aber auch durch aktuelle gesellschaftliche Krisen wie den Klimawandel und weltweite Konflikte in Zukunft verstärkt werden könnten, machen deutlich, dass Prävention und Gesundheitsförderung für die junge Generation unerlässlich sind. Expert:innen betonen, dass neben der Verbesserung des Gesundheitsverhaltens, wie Ernährung und Bewegung, vor allem psychische Belastungen frühzeitig erkannt und behandelt werden müssen. Prävention ist der Schlüssel, um die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Hierbei sind nicht nur individuelle Maßnahmen gefragt, sondern auch politische und gesellschaftliche Anstrengungen, um ein gesundes Umfeld für junge Menschen zu schaffen (Ärzteblatt, 2024).

Schulen könnte dabei eine zentrale Rolle spielen. Sie können nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch das Verständnis für die eigene psychische Gesundheit fördern. Aktuelle Empfehlungen zur Erreichung dieses Ziels umfassen die gezielte Weiterbildung von Fachkräften wie Lehrer:innen im Bereich psychischer Gesundheit, den Ausbau der Schulsozialarbeit sowie die Förderung eines gesunden Lebensstils, insbesondere für sozial benachteiligte Gruppen (Reiß et al., 2023). Ein praktisches Beispiel für solche unterstützenden Maßnahmen ist das Informationsportal der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der LMU München, das Lehrkräften durch die Verfügungstellung von Informationen hilft, psychische Belastungen sowie Mobbing frühzeitig zu erkennen und präventiv zu handeln (Bühring, 2023). Diese Initiative zeigt, wie Schulen aktiv zur Förderung der mentalen Gesundheit beitragen können, indem sie sowohl präventive als auch interaktive Ansätze verfolgen. Ein weiterer Ansatz wäre die Vertiefung bzw. der Ausbau des Fachs Psychologie im Schulunterricht.

Psychologie im Unterricht: Ein Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung

Die verstärkte Integration von Psychologie im Schulunterricht ist weit mehr als eine rein akademische Disziplin. Laut der Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Birgit Spinath, lernen die Schüler:innen nicht nur wissenschaftliches Denken, sondern auch, wie sie das Verhalten anderer besser verstehen können. Psychologie fördert damit nicht nur das individuelle Wohlbefinden, sondern trägt auch zur Entwicklung eines gesellschaftlichen Bewusstseins bei (deutschlandfunkkultur.de, o. D.). Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler zu verantwortungsbewussten und selbstkritischen Bürger:innen zu machen, die in der Lage sind, komplexe soziale und psychologische Probleme konstruktiv zu lösen.

Psychologische Kompetenzen, wie das kritische Hinterfragen von Informationen und das Erlernen von Denkfähigkeiten, die in realen Lebenssituationen angewendet werden können, sind essenzielle Fähigkeiten für die persönliche und soziale Entwicklung. In einem zunehmend komplexen und von Unsicherheiten geprägten Umfeld können diese Kompetenzen den Unterschied ausmachen – sowohl für die individuelle Lebensbewältigung als auch für das Miteinander in einer Gesellschaft (Geiß, 2019).

Status quo in Deutschland und die Bedeutung von Psychologie für die Zukunft

In Deutschland wird Psychologie bisher nur in der Hälfte der Bundesländer als Schulfach angeboten, obwohl das Interesse groß ist (BDP, 2022). Besonders beliebt ist das Fach unter den Schüler:innen, da es sowohl persönliche als auch soziale Themen anspricht (deutschlandfunkkultur.de, o. D.).

Eine Studie, die sich mit den Motiven von Schüler:innen in England und der Slowakei für die Wahl von Psychologie als Schulfach beschäftigte, belegt dies ebenso und unterstützt die Idee, dass Psychologie eine zentrale Rolle in der Bildung spielen sollte. Die Schülerinnen gaben an, vor allem an einem besseren Verständnis des eigenen Verhaltens und des Verhaltens anderer interessiert zu sein. Sie wollten lernen, wie sie anderen helfen können und hatten ein starkes Interesse daran, die Funktionsweise des menschlichen Geistes zu verstehen (Sokolová, 2021). Dies verdeutlicht, dass Psychologie im Unterricht universell attraktiv ist, da es sowohl persönliche als auch gesellschaftliche Fragen anspricht.

Fazit: Psychologie als Schlüssel zur mentalen Gesundheit

Die verstärkte Integration von Psychologie in den Schulunterricht könnte einen entscheidenden Beitrag zur mentalen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen leisten. Sie würde nicht nur das Verständnis für die eigene Psyche fördern, sondern auch ein Bewusstsein für die psychischen Herausforderungen in der Gesellschaft schaffen. Psychologie als Schulfach würde somit die persönliche, soziale und ethische Entwicklung der Schüler:innen unterstützen und sie auf ein verantwortungsvolles, selbstkritisches Leben vorbereiten. Ein solches Angebot ist daher ein wichtiger Schritt, um das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu stärken, die Selbstreflexion zu fördern und den Umgang mit psychischen Belastungen zu verbessern.

 

Literaturverzeichnis:

            Ärzteblatt, D. Ä. G. R. D. (2024). Um die Gesundheit von Kindern zu fördern, braucht es mehr Verhältnisprävention. Deutsches Ärzteblatt. Verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/154331/Um-die-Gesundheit-von-Kindern-zu-foerdern-braucht-es-mehr-Verhaeltnispraevention

            Bund Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). (2022). Report Psychologie: Fokus Psychologie als Schulfach. Verfügbar unter: https://www.bdp-verband.de/fileadmin/user_upload/BDP/website/dokumente/PDF/media/report_psychologie/report_2022_01_fokus.pdf

            Bühring, P. (2023). Psychische Gesundheit von Kindern: Neues Schulungsportal für Lehrkräfte. Deutsches Ärzteblatt, 120(48), A-2054/B-1742. Verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de

            deutschlandfunkkultur.de. (o. D.). Psychologie als Unterrichtsfach - Spannendes Wissen über Wahrnehmung und Gefühle. Deutschlandfunk Kultur. Verfügbar unter: https://www.deutschlandfunkkultur.de/psychologie-als-unterrichtsfach-spannendes-wissen-ueber-100.html

            Geiß, P. G. (2019). Rethinking psychological literacy for introductory courses in pre-tertiary and higher psychology education. Psychology Teaching Review, 25, 46-53.

            McGovern, T.V., Corey L., Cranney, J. et al. (2010). Psychologically literate citizens. In D. Halpern (Ed.) Undergraduate education in psychology: Blue- print for the discipline’s future (pp.9–27). Washington, DC: American Psychological Association.

            Otto, C., Reiss, F., Voss, C. et al (2021) Mental health and well-being from childhood to adulthood: design, methods and results of the 11-year follow-up of the BELLA study. Eur Child Adolesc Psychiatry 30:1559–1577. https://​doi.​org/​10.​1007/​s00787-020-01630-4

 

            Reiß, F., Napp, A., Erhart, M., Devine, J., Dadaczynski, K., Kaman, A. & Ravens-Sieberer, U. (2023). Prevention perspective: mental health of schoolchildren in Germany. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 66(4), 391–401. https://doi.org/10.1007/s00103-023-03674-8

            Sokolová, L. (2021). Motivation Toward Choosing Psychology as a Secondary School Subject: A Cross-Cultural Comparison. Teaching Of Psychology, 50(1), 41–46. https://doi.org/10.1177/00986283211029938

 

 

 

Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar